„Seit den Geschehnissen in Halle hat sich unsere Aktion fast verselbstständigt“ – es war ein trauriges Fazit zum Gedenken an die Progromnacht vor 81 Jahren, das Pastor Uwe Knäpper ziehen musste.
Denn es zeigte, dass es heute wieder dringend nötig ist, Rechtsextremisten und Rassismus entgegen zu treten. Doch: Genau das taten am Samstagabend Hunderte Mendener.
Zum Start von „Augen auf!“ war die St.-Vincenz-Kirche voll besetzt. Das Tolle: Vor allem junge Menschen hatten den Weg zur Kirche gefunden, angeregt durch Aktionen des „Placida“, des Walburgisgymnasiums, der Anne-Frank-Schule, des Gymnasiums An der Hönne, die Realschule und der Gesamtschule.
„Placida“-Schulleiterin Gaby Petry nahm die Begrüßung vor, leitete über zu einer Aktion ihrer Schule, bei der Lehrkräfte und Schüler Zitate von Margot Friedländer, einer Holocaust-Überlebenden. Friedländer hatte schon im letzten Jahr eine Grußbotschaft zu der Veranstaltung geschickt und im September eine Schülergruppe nach Berlin eingeladen. Ihre Worte schallten eindrucksvoll durchs Gotteshaus, alle waren tief bewegt: „Ich spreche für alle, die unschuldig ermordet wurden.“
Nach einer Gedenkminute für die Opfer von Rassismus wurden Lieder gesungen und es gab ein Schauspiel. Pastor Knäpper (Pastor im katholischen Pastoralverbund), Pfarrerin Dorothea Goudefroy (Ev. Kirchengemeinde) sowie Jürgen Kafczyk (Vertreter der Ecclesia-Gemeinde)sprachen Gebete. Einige Worte von Margot Friedländer wurden dann noch per Tonübertragung eingespielt.
Die „Placida“-Schüler Serhat Sahin und Bjarne Lengelsen trugen dann mit Bürgermeister Martin Wächter einen Gedenkkranz zur Gedenkstätte an der Hochstraße – gefolgt von den Besuchern, die die „Augen auf!“-Lichtertüten trugen. An der Gedenkstätte wurden dann noch die Namen der Ermordeten von Schülern vorgelesen.
Auf dem Nachhauseweg sah man in vielen Hauseingängen die Lichter leuchten. Bei Facebook und Instgram wurden zahlreiche Fotos der Lichtertüten geteilt. „Mir gefällt der Gedanke, dass wir etwas tun, das viele Menschen mittragen. Und das macht mir Mut. Genau solche Signale sind wichtig, weil wir so viele bedrohliche Botschaften sonst bekommen,“ zeigte sich „Placida“-Schulsozialarbeiterin Irina Rebbe, eine der Hauptinitiatorinnen von „Augen auf“, sehr begeistert.
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