Das Placida-Viel-Berufskolleg verabschiedet Schwester Heriburg Surholt und Schwester Raphaela Maria Plümper
Zu ihrem Abschied am Placida-Viel-Berufskolleg wurden Schwester Heriburg Surholt und Schwester Raphaela Maria Plümper ausnahmsweise bis zum Schuleingang chauffiert. Dort nahm sie ein kleines Spalier von Vertreterinnen und Vertretern aus Lehrer- und Schülerschaft in Empfang. Ihnen war es wichtig, noch einmal „Danke“ zu sagen.
„Natürlich hätten wir das hier gerne noch einmal groß gefeiert. Aber das war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich“, sagt Schulleiterin Gaby Petry. Umso persönlicher habe man die eineinhalb Stunden mit den Schwestern aber gestaltet und erlebt. Dabei gestand die Schulleiterin gegenüber Schwester Heriburg und Schwester Raphaela Maria: „Mit ihrem Wegzug geht hier eine Ära zu Ende. Sie gehörten als Ordensschwestern immer dazu. Wir wollten uns nicht vorstellen, dass der Konvent eines Tages nicht mehr da sein würde.“
Regelmäßig waren die beiden auch in den vergangenen Jahren noch am Placida Viel-Berufskolleg zu Gast. Ob bei den jährlichen Placida-Tagen, Schulfesten, Advents- oder Abschlussfeiern. Aber inzwischen ist Schwester Heriburg 83 und Schwester Raphaela 82 Jahre alt. Erst im Februar war Schwester Burkhardis Buning verstorben, die lange an der Pforte des Walburgisgymnasiums gearbeitet hatte und bereits seit 2020 in Bestwig lebte. Seitdem bestand der Schulhauskonvent nur noch aus zwei Ordensfrauen. Jüngere Schwestern, die es weiterhin in der Gemeinschaft gibt und die auch weiterhin – allerdings nur in kleiner Zahl – eintreten, übernehmen heute andere Aufgaben, zumeist in der Sozialarbeit oder Seelsorge.
Vor 54 Jahren noch über 30 Ordensschwestern
„Die Situation war ganz anders, als ich vor 54 Jahren hierher nach Menden kam“, erzählt Schwester Heriburg – „damals waren wir noch über 30 Schwestern gewesen.“ Von 1983 bis 2000 arbeitete die gelernte Wirtschafterin in der Hauptküche des Placida-Viel-Berufskollegs mit, dessen Geschichte sie von der Anfangszeit an miterlebt und auch mitgestaltet hat.
Schwester Heriburg ist seit 1958 Ordensschwester und kam 1967 nach Menden. 1968 begann sie bereits Kochkurse im Walburgisstift der Pfarrgemeinde zu geben. „Im Laufe der Jahrzehnte habe ich noch viele Töchter, Söhne und sogar Enkel meiner ersten Schülerinnen in den Kursen gehabt“, erklärt sie – und blickt besonders gerne auf die Abschlussabende dieser Kurse zurück. Sie übernahm hauswirtschaftliche Aufgaben für das der Schule angeschlossene Internat und ihren Konvent. Dann arbeitete sie auch in der Hauswirtschafts- und Pflegevorschule mit, aus der später das Berufskolleg hervorging. Erst im Jahr 2000 wechselte sie mit ihrem offiziellen Ruhestand wieder an das Walburgisgymnasium. Dort half sie bis zum Beginn der Corona-Pandemie in der neuen Schulcaféteria mit.
Schwester Raphaela Maria ist sogar gebürtige Mendenerin und besuchte die Walburgisschule – damals noch eine reine Mädchenschule – in den 1950er Jahren. 1959 trat sie in die Ordensgemeinschaft ein und wurde Lehrerin. Als Ordensschwester unterrichtete sie nach ihrem Eintritt 1959 zunächst 22 Jahre lang am Engelsburg-Gymnasium in Kassel, bevor sie 1986 wieder nach Menden kam. Hier unterrichtete sie vor allem am Walburgisgymnasium Mathematik und Biologie, 1991 für ein Jahr aber auch am Placida- Viel-Berufskolleg.
„Diese Herausforderung nehmen wir an“
Wie Schwester Heriburg ging sie nie wirklich in den Ruhestand. Denn bis heute hat Schwester Raphaela Maria immer noch Schülerinnen und Schülern Förderunterricht gegeben: „Ich habe mich mit ihnen dann immer noch gerne an die ‚grüne Tafel‘ gesetzt. Denn ich habe auch gemerkt, dass die zunehmende Digitalisierung den Kindern und Jugendlichen viel abverlangt.“
Der Geist der Ordensgemeinschaft war durch die Ordensschwestern an allen drei Schulen – dem Placida Viel-Berufskolleg, dem Walburgisgymnasium und der Walburgisrealschule – omnipräsent. „Den können sie natürlich auch anders verkörpern als wir Lehrerinnen und Lehrer,“ weiß Gaby Petry – „und doch haben wir an unserer Schule in den vergangenen Jahren viel entwickelt, um diesen Geist lebendig zu halten.“ Dazu fühle man sich schon deshalb verpflichtet, weil das Berufskolleg den Namen der zweiten Generaloberin der Gemeinschaft und Gründerin des deutschen Ordenszweiges trage.
„Bei dem Placida-Tag, den wir einmal jährlich feiern, steht ihr Leben und Wirken im Mittelpunkt.“ Ebenso würden jedes Jahr alle neuen Schülerinnen und Schüler zu Klostertagen ins Bergkloster Bestwig eingeladen, wo sie die Gemeinschaft kennenlernen und erleben dürfen. Unumwunden gibt Gaby Petry zu: „Dass jetzt keine Schwestern mehr in Menden leben werden, stellt uns sicher vor eine Herausforderung. Doch diese Herausforderung nehmen wir an.“ Schließlich werde die Ordensgemeinschaft ja auch Trägerin des Berufskollegs bleiben.
Eine besondere Rolle spielt hier auch die Schulseelsorge. Dies spiegelte sich in der kleinen Abschiedsfeier wider, die Schulseelsorgerin Chantal Köhler mit einer kleinen Andacht eröffnete. Anschließend gab es eine Bilderstrecke zu sehen, die schöne Momente mit Schwester Heriburg und Schwester Raphaela Maria aus den vergangenen sechs Jahrzehnten in Erinnerung riefen.
Kontakt bleibt bestehen
Schülersprecherin Nursu Cabuk und ihr Stellvertreter Lukas Rose überreichten Schwester Heriburg und Schwester Raphaela Maria zwei Blumensträuße.
Stellvertretend für das Kollegium übergaben Claudia Schunck und Daniela Hölscher den beiden Ordensfrauen Geschenke. Und anschließend reihten sich noch ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Küchen- und Reinigungskräfte Corona-konform in die Reihe der Abschieds-Gäste ein. Alle waren sehr bewegt.
Aber Gaby Petry erklärte auch: „Natürlich hoffen wir die beiden Schwestern, die jetzt ins Bergkloster nach Bestwig ziehen, noch oft zu sehen. Den Kontakt wollen wir weiterhin halten.“
Weitere Artikel:
- Wieder eine Ordensschwester am "Placida" 16. August 2015
- Trauer um Schwester Maria Angela Himmelhaus 17. Februar 2014
- Hochachtung und ein herzlicher Dank 11. Mai 2022
- Trauer um Schwester Christa Maria Henninghaus 23. September 2016
- Mit einem lachenden und einem weinenden Auge 1. Februar 2015
- Abschied mit schwerem Herzen 10. Juli 2016