Menschen achten, stärken und qualifizieren

Social Media reflektiert nutzen

Schulleiterin Gaby Petry war zu Gast beim Forum Bellevue zur Transformation der Gesellschaft – und stellt die beste Frage des Tages

Gaby Petry zu Gast bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

In der neuen Gesprächsreihe „Forum Bellevue zur Transformation der Gesellschaft“ widmet sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seit Juli 2023 den gesellschaftlichen Zukunftsthemen in Deutschland. Am 10. Juli war Gaby Petry, Schulleiterin des Placida-Viel-Berufskollegs, mit dabei.

Die Veranstaltung am 10. Juli stand unter der Überschrift: Digitale Öffentlichkeit – brauchen wir eine neue Aufklärung?

Auf dem Podium diskutierten Friedensnobelpreisträgerin und Journalistin Maria Ressa und KI-Forscherin und Präsidentin der Signal Foundation Meredith Whittaker darüber, wie sich der Einsatz von KI und die sozialen Medien auf die politische Debattenkultur und Meinungsbildung auswirken.

In der Diskussion sagte Petry: „Wir stecken als Schule in einem großen Dilemma, denn die Welt unserer Schülerinnen und Schüler ist auf Social Media, die ist bei TikTok und Instagram und da leben unsere Schülerinnen und Schüler. Und ehrlich gesagt bleibt uns als Schulen ja auch nichts anderes übrig als in die Welt unserer Schülerinnen und Schüler einzutauchen. Das, was sie uns immer zurückmelden, ist ‚Mensch, wo sind Sie denn? Sie finden in unserem Leben gar nicht statt'“. Das seien die Gespräche, die im Unterricht geführt werden. „Und bei all den Gefahren, finde ich, können wir diese Welt nicht einfach ausblenden.“ Sie gehe trotzdem auf Instagram, weil sie ihre Schülerinnen und Schüler erreichen wolle. „Also was tun bei all den moralischen und ethischen Bedenken?“

Es gebe nichts, was schneller dafür sorgen würde, dass man seine eigene Glaubwürdigkeit verliert, als jungen Leuten zu sagen, dass es ihre eigene Realität so gar nicht gibt, antwortete Präsidentin der Signal Foundation Meredith Whittaker. Sie sei selbst in Social Media unterwegs, nutze auch Gmail. Nach Ansicht von Whittaker geht es bei Social Media in erster Linie einen klaren Blick auf die Systeme und die Geschäftsmodelle.

Systeme, die zu endlosem Scrollen anregen und zur immer weiteren Nutzung einladen, sorgen dafür, dass wir keine anderen Systeme nutzen, so Whittaker. Sie hält es nicht für förderlich, all das nicht zu nutzen. Man müsse sich aber anschauen, wer damit Geld verdiene und wo die Macht über diese Systeme liege, wenn sie genutzt werden. „Man muss sich das Ganze anschauen, vielleicht den jungen Menschen auch die Augen öffnen und dann muss man sich anschauen, was wir den eigentlich wollen. Warum fühle ich mich vielleicht so schlecht, wenn ich mir ein Video nach dem anderen anschaue und wie kann ich das ganz reflektiert betrachten?“, meinte Whittaker.

Für Friedensnobelpreisträgerin und Journalistin Maria Ressa ist es eine Frage der Regulierung. Sie meinte, wir können diesen Technologien nicht den Rücken zuwenden. „Die jungen Menschen der Generation Z wachsen in einem Umfeld auf, in dem sie nichts wirklich vertrauen können.“ Wir bezahlen heute den Preis dafür, dass wir über Jahre zu Abhängigen dieser Systeme wurden. Diese Unternehmen entscheiden, was bei uns auf dem Smartphone landet.

Die ganze Veranstaltung mit Vorträgen und Diskussion kann auf der Website des Bundespräsidenten angesehen werden.

Gaby Petry erinnert sich: Als ich meine Frage gestellt hatte, drehte sich der Bundespräsident zu mir um und sagte: „Das war die beste Frage des Tages“. Der einzelne Applaus nach meiner Frage, der im Video zu hören ist, kam von ihm.