Ein Verkehrsunfallpräventionsprogram für junge Erwachsene – was sich langweilig und unpassend anhört ist das Gegenteil: perfekt für die Zielgruppe!
„Crash NRW“, ein Projekt der Landespolizei NRW, durchgeführt durch die Polizei des Märkischen Kreises gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Feuerwehr, Notarzt und Notfallseelsorge, beeindruckte am Dienstag am „Placida“.
„Lerne ich jetzt, wie ich über den Zebrastreifen gehe?“, hatte sich Tobias Pubolz aus der Kinderpflege vorab gefragt. Er googelte und fand schnell heraus, dass es um etwas anderes geht: Sich der Realität bewusstwerden und beim eigenen Handeln im Straßenverkehr an sich und andere denken – auch oder vor allem an die Menschen, die man liebt. Schließlich sind viele der Berufskolleg-Schülerinnen und -schüler Fahranfänger.
Die erste Veranstaltung im „Placida“ war die erste seit Corona, die erste mit Moderatorin Polizeioberkommissarin Julia Buhrow-Loks und die erste mit einem veränderten Konzept. Menschen mit emotionalen Geschichten, ein Video und Bilder, die keine Schock-Bilder waren, aber trotzdem betroffen machten – das alles hatten die Organisatoren mitgebracht in die Aula des Walburgisgymnasiums.
Die Geschichten stammten aus der Region. Kommissar Matthias Lenz berichtete von einem Unfall aus Neuenrade, der ihn bis heute bewegt. Andre Möller von der Feuerwehr Hemer erzählte aus seiner Arbeit: Welche Bilder bieten sich den Einsatzkräften? Wie verläuft eine Bergung? Wie kommt man damit klar? Der leitende Notarzt des Märkischen Kreises Heinz Ostermann forderte sehr emotional: „Ihr könnt feiern, ihr könnt trinken. Aber ihr steigt dann nicht in ein Auto und fahrt, das müsst ihr mir versprechen.“
Pfarrerin Christine Grans aus Hennen berichtete einfühlsam und ehrlich von dem Überbringen von Todesnachrichten, der Betreuung von Angehörigen, dem Besuch mit der Familie beim Bestatter. Und Bernd Blöcker aus Iserlohn stellte dar, wie es ist, selbst Opfer eines Unfalls zu sein und sich Schritt für Schritt wieder in ein halbwegs normales Leben kämpfen zu müssen.
„Das war richtig, richtig gut, das hat einen extrem mitgenommen. Ich hatte Kopfkino, habe an mich selbst und meine Familie gedacht“, sagte FHR-Schülerin Eileen Kluge nach der Veranstaltung. „Wir sind alle im positiven Sinn betroffen“, dankte Lehrerin Barbara Hermann.
„Ich habe so viel Respekt, dass Sie bei solchen Einsätzen dabei sind und das verarbeiten können. Das kann nicht jeder“, sprach Tobias Pubolz am Ende noch allen Beteiligten seine tiefe Anerkennung aus.
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