Die Redaktion der Iserlohner Werkstätten war am Mittwoch beim Bildungsgang Heilerziehungspflege am Placida Viel Berufskolleg zu Gast.
„DU bist Deutschland! WIR nicht?“ – Diese Frage stellt das Autorenteam der „caput“ – Redaktion (früher „Fahrtwind“) der Iserlohner Werkstätten für Menschen mit Behinderungen zu Beginn ihres Buches „Glasknochen sucht Therapiehund“.
Fragestellung und Titel dieses „Reiseführers durch den vorurteilsbehafteten Alltag von Menschen mit Behinderungen“ machte die Studierenden des Bildungsgangs „Heilerziehungspflege“ am Placida Viel Berufskolleg so neugierig, dass sie das Buch zusammen mit ihrer Lehrerin Stephanie Diedrich als Lektüre für ihren Deutschunterricht auswählten.
So lernten sie das Leben von fünf außergewöhnlichen jungen Menschen kennen. Marianna (20, die Lady), Serdar (23 – das Sportgenie), Carina (22 – das Girlie), Hendrik (19 – das Gehirn) und Jens (26 – das Sprachgenie), sind Rollstuhlfahrer mit starken motorischen Einschränkungen, aber bemerkenswerten kognitiven Fähigkeiten. Zusammen mit Co-Autor Pascal Wink, der seine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger am Placida Viel Berufskolleg absolviert hat, zeigen sie in ihrem Werk den Alltag für Menschen mit Behinderungen auf und halten der Gesellschaft den Spiegel vor. Wohnen, Arbeiten, Mitmenschen, Freizeit, Urlaub – witzig, mit einer Portion Ironie und mit vielen Verbesserungsvorschlägen nehmen die Autoren die Leser mit in die Welt von Wohnheim und Werkstatt, aber auch mit zum Beispiel auf einen gemeinsamen Ausflug nach Hamburg einschließlich Reeperbahn.
Die Schülerinnen und Schüler der Ober- und Unterstufe sowie ihre Lehrerinnen verfolgten gespannt die Ausführungen der Redaktionsmitglieder. Foto: SMMP/Neuhaus[/caption]Nach der Lektüre des Buches wollten die angehenden „Staatlich geprüften Heilerziehungspfleger“ die Autoren gerne persönlich kennenlernen. Auf ihre Einladung hin besuchten Marianna Metta, Carina Herrmann und Caroline Horstmann mit Pascal Wink das Placida Viel Berufskolleg. Sie stellten die von ihnen vierteljährlich herausgegebene Zeitschrift „caput – das etwas andere Magazin“ vor. Ziel des Magazins ist es „den nichtbehinderten Teil der Bevölkerung mit in die Welt des anderen Teils zu nehmen – Inklusion durch Aufklärung und Information.“
Und es werden aus der Sicht der Betroffenen auch die Themen aufgegriffen, die die Studierenden in ihrer Ausbildung beschäftigen: Inklusion, Sozialraumorientierung, Eingliederungshilfen, das eigene Rollenverständnis als zukünftige Heilerziehungspfleger.
Bereitwillig und humorvoll beantworteten die Autoren die Fragen der sichtlich beeindruckten Studierenden. Carinas Appell weg vom Mitleid, hin zur Akzeptanz ist eindringlich und wurde als Chance, die Menschen hinter den Behinderungen kennenzulernen, gerne von den angehenden Heilerziehungspflegern genutzt: „Sagt doch einfach mal Hallo und macht nicht den Schritt rückwärts, wenn Ihr uns seht!“
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