„Sehr beeindrucken“, „herzlich“: Die Augen der Schüler strahlen, wenn sie von Margot Friedländer sprechen. Sechs „Placida“-Schüler und die Schülersprecher von weiteren Mendener Schulen hatten Gelegenheit, die bekannte Holocaust-Überlebende in Berlin zu treffen.
Die 97-Jährige hatte bei der Gedenkveranstaltung „Augen auf! Für Menden.“ im November ein Video-Grußwort gesprochen und hatte sich damals sehr beeindruckt von dem Engagement der Schüler gezeigt. „Ich möchte, dass ihr die Zeitzeugen seid, die wir nicht mehr lange sein können“, hatte sie damals gesagt.
Um das Engagement der jungen Leute weiter zu würdigen, lud sie sie kurzerhand nach Berlin ein, wo sie seit 2010 wieder wohnt. Die Fahrt wurde vom „Augen auf“-Organisationsteam organisiert und zur Hälfte von der Stadt Menden bezuschusst.
Die Schüler, begleitet von Schulsozialarbeiterin Irina Rebbe als Mit-Organisatorin von „Augen auf!“ und SV-Lehrerin Chantal Köhler, reisten per Zug für zwei Tage in die Hauptstadt, wo sie zunächst bei einer Stadtführung auch das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sahen. Lange aufhalten konnten sie sich dort nicht, denn zeitgleich fand die große „Fridays for Future“-Demo dort statt, der sie sich spontan anschlossen.
Am Nachmittag trafen sie dann Margot Friedländer. Die alte Dame bot einen herzlichen Empfang, umarmte alle und bot selbst geschmierte Brote an. „Es war ein familiärer Rahmen, nur für uns 30“, erzählt Schülerin Maya Klostermann. Eine Stunde las Margot Friedländer aus ihrem Buch, beantwortete Fragen und schenkte jedem ein signiertes Exemplar. „Sie strahlt Lebensfreude und Motivation aus“, zeigte sich Maya begeistert. „Sie hatte keine Probleme, Persönliches aus ihrem Leben zu erzählen“, zeigten sich auch Lara Kuhn und Miguel Bremkes beeindruckt. „Sie ist so klein und zierlich, aber wenn sie redet, merkt man, wie stark sie ist“, betonte Maya noch.
Die Botschaft Friedländers an die jungen Menschen? „Wir sollen ihr Erbe weitertragen.“
Am nächsten Morgen trafen die Mendener noch einen ehemaligen DDR-Grenzsoldaten. Dieser war früher von der DDR-Ideologie überzeugt. „Er sagt, er habe nur in schwarz und weiß gedacht“, berichtet Miguel. Er war sieben Jahre alt gewesen, als die Mauer gebaut wurde, und deshalb von der DDR-Ideologie sozialisiert. „Doch nun kann er sich selber gar nicht mehr in sein früheres Ich hineinversetzen. „Zum Abschluss sagte er noch, dass er es bis heute nicht als selbstverständlich empfinden würde, einfach ohne Kontrollen reisen zu können“, so Irina Rebbe. Die Schüler besichtigten noch die Überreste der Berliner Mauer, die einst Deutschland in zwei Teile schnitt. Am Nachmittag reisten alle, voller reichhaltiger Eindrücke, zurück ins Sauerland.
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