Placida-Viel-Berufskolleg

Menschen achten, stärken und qualifizieren

Flüchtlingen helfen – und von ihnen lernen

Spaß und Spiel - wichtig für die Flüchtlingskinder. Foto: SMMP/Hofbauer
Spaß und Spiel – wichtig für die Flüchtlingskinder. Foto: SMMP/Hofbauer

Fröhliches Gekreische: Die Kinder spielen und toben. „Es ist so schön, zu sehen, wie viel Lebensfreude sie ausstrahlen,“ sagt Betreuerin Stephanie Lorenz. Sie und andere Schülerinnen des Placida-Viel-Berufskollegs helfen im Flüchtlingsheim in Bösperde bei der Kinderbetreuung.

Grundschule Bösperde, 15.30 Uhr. Stephanie Lorenz und ihre Klassenkameradinnen Laura Helm, Lydia Heier und Hatice Ergün aus der FHR 12b kommen im Pavillon neben der Schule an. Die Kinder freuen sich sehr, sie zu sehen. Montags und donnerstags betreuen die Placida-Schülerinnen (zu der Truppe gehören auch noch Michelle Pilz und Merve Aras) die Kinder.

Steffie Lorenz und Laura Helm (letzte Reihe, 4. v.l. und r.) sowie Lydia Heier und Hatice Ergün (vordere Reihe, 3. und 5. v.l.) helfen in Bösperde. Foto: SMMP/Hofbauer
Steffie Lorenz und Laura Helm (letzte Reihe, 4. v.l. und r.) sowie Lydia Heier und Hatice Ergün (vordere Reihe, 3. und 5. v.l.) helfen in Bösperde. Foto: SMMP/Hofbauer

Stephanie geht zu der fünfjährigen Mona. Das niedliche Mädchen mit den großen braunen Kulleraugen spricht kein Deutsch, Stephanie kein Arabisch und trotzdem funktioniert die Verständigung. Zeichensprache, Gesten und Gesichtsausdrücke helfen. Steffi und Mona spielen mit Knete, intensiv ist Mona ins Spiel vertieft. Die Kleine hat viel mitgemacht, ihr Vater wurde erschossen, die Mutter floh mit ihr aus Syrien. Hier in Bösperde kann sie wieder Kind sein.

Hatice und Laura brauchen nur „Halli Galli?“ zu sagen und schon ist der zwölfjährige Mohammed Feuer und Flamme und spielt mit den beiden. Es wird viel gelacht. „Danke, bitte und Hallo“ kann Mohammed schon auf Deutsch sagen. Er ist pfiffig, kämpft im Spiel um jede Karte. „Diese Kinder sind genauso wie andere Kinder, offen und kreativ“, sagt Hatice, die schon eine Ausbildung zur Kinderpflegerin am „Placida“ gemacht hat. Und doch: Fragt man Mohammed nach seiner Mutter, wandelt sich der Gesichtsausdruck, er ringt mit den Tränen. Sie ist noch in Syrien, Mohammed kam nur mit Vater und Bruder nach Deutschland, fast zwei Monate dauerte die Reise.

Steffie Lorenz und zwei Mädchen, die sie betreut. Foto: SMMP/Hofbauer
Steffie Lorenz und zwei Mädchen, die sie betreut. Foto: SMMP/Hofbauer

Freud und Leid liegen in dem kleinen Pavillon oft dicht nebeneinander. Trotzdem ist er für die Kinder ein Paradies. Viele Spielzeuge, Bilderbücher und Kuscheltiere wurden gespendet und werden eifrig benutzt. Mit den Bilderbüchern lernen die Erwachsenen ein bisschen Deutsch. Es gibt auch noch einen Spieleraum im Haus. Die Placida-Schülerinnen, die ihr Fachabitur mit dem Schwerpunkt Erziehung und Soziales machen, passen genau auf. Als Mona mit einer Schere loszieht, saust Hatice gleich hinterher.

Klassenlehrerin Dorothea Pietrzak hat Kontakt zum Organisationsteam, das sich um die Nachmittagsbetreuung kümmert. Gemeinsam mit Schulsozialarbeiterin Irina Rebbe sprach sie ihre Schüler an, ob sie helfen wollen, die sechs Mädchen waren sofort dabei. Der Clou: Lydia, Laura, Steffi und Merve nutzen das ehrenamtliche Engagement, um den Ehrenamtsnachweis für die Jugendleitercard „Juleica“ zu erbringen, die man in Kooperation mit dem Dekanat Märkisches Sauerland am „Placida“ erwerben kann.

Lydia Heier (l.) passt im Pavillon auf die Kinder auf. Foto: SMMP/Hofbauer
Lydia Heier (l.) passt im Pavillon auf die Kinder auf. Foto: SMMP/Hofbauer

„Es ist toll, dass sie sich so ein Betätigungsfeld ausgesucht haben, wo es um Flüchtlinge geht. Gerade auch im Hinblick darauf, dass wir eine ,Schule ohne Rassismus‘ sind und die Schülerinnen so auch helfen können, Vorurteile in der Schulgemeinschaft und in der Gesellschaft abzubauen“, so Dorothea Pietrzak.

Lauras Eltern sind stolz darauf, dass ihre Tochter sich engagiert. „Das ist eine tolle Erfahrung. Nicht nur für meine Schullaufbahn, sondern auch menschlich. Es ist so schön zu sehen, wie die Kinder sich freuen, obwohl sie so viel durchgemacht haben. Ich kann Menschen helfen und viel von ihnen lernen“, erklärt Laura.