Placida-Viel-Berufskolleg

Menschen achten, stärken und qualifizieren

Zu Gast im Kinderdorf

Francesco Ciociola (vorne, weißes Shirt) war zu Besuch im Partner-Kinderdorf des "Placida" in Bolivien. Foto: Ciociola
Francesco Ciociola (vorne, weißes Shirt) war zu Besuch im Partner-Kinderdorf des „Placida“ in Bolivien. Foto: Ciociola

Francesco Ciociola machte im Sommer sein Abitur am Beruflichen Gymnasium des „Placida“. Seit einigen Wochen ist er mit dem Orden SMMP als „Missionar auf Zeit“ (MaZ) in Bolivien und besuchte jetzt das Partner-Kinderdorf des Berufskollegs. Hier sein Bericht:

Die „Aldea Cristo Niño Rey“ in Cochabamba ist das Partner-Kinderdorf des Placida-Viel-Berufskollegs in Menden. Ich war von 2011 bis 2014 Schüler dieses Berufskollegs und interessierte mich von Anfang an für die Aldea. Regelmäßig half ich bei Aktionen für das Kinderheim, in denen fast nur Gefängniskinder leben, mit um die Kinder zu unterstützen. Nachdem ich mein Abitur absolviert habe, lebe ich nun für ein Jahr in Tarija, Bolivien, und leiste meinen internationalen Freiwilligendienst hier ab. Nach Cochabamba in die Aldea durfte ich leider nicht, da dort nur Frauen angenommen werden.

Cochabamba liegt etwa 2500 hoch. Foto: Ciociola
Cochabamba liegt etwa 2500 hoch. Foto: Ciociola

Nichts desto trotz ließ ich mir die Möglichkeit aber nicht entgehen, meine Mitfreiwilligen, die in der Aldea tätig sind, zu besuchen und somit auch endlich das Heim kennenzulernen. Vom 14. bis zum 16. November war es dann soweit: Um 11 Uhr morgens ging mein Flieger Richtung Cochabamba.

Gegen 12 Uhr wurde ich von Maike und Anna, die beiden Freiwilligen, die dort leben, und von Till, einem Freiwilligen aus Santa Cruz, der die Mädchen auch besucht hat, am Flughafen in Cochabamba erwartet. Dann sind wir erst mal in die Aldea gefahren um mein Gepäck zu lagern. Da ich in Tarija täglich zwischen 30 bis 40 Grad und ausschließlich Sonne gewöhnt bin, musste ich mich erst mal wieder an den Regen und an die 15 Grad gewöhnen.
Nachdem wir dann endlich oben angekommen sind (die Aldea liegt auf einem Berg) konnte ich mir einen ersten Eindruck verschaffen. Es war wirklich so wie auf den Fotos, die mir in den vergangenen Jahren in der Schule gezeigt wurden.

Die Aldea besitzt 8 Häuser. In einem dieser Häuser wohnt die Leiterin, Petra Sadura, mit ihren drei Töchtern, zwei der Häuser stehen leer. In allen anderen Häusern wohnen die Kinder, die nach Geschlecht und Alter aufgeteilt sind, zusammen mit ihren „Tias“ (Erzieherinnen) ähnlich wie in einer WG. Oberhalb des Geländes befindet sich eine große Schule, wo übrigens auch Kinder außerhalb des Heimes hingehen.
Das Heim besitzt zudem zwei Schwimmbecken, die aber schon länger leer stehen, da die Aldea mit Wasserproblemen zu kämpfen hat, einen Fußballplatz und eine große Tribüne, wo immer Veranstaltungen stattfinden.
Insgesamt zählt die Aldea zurzeit um die 150 Kinder.

Den restlichen Freitag wurde dann nicht mehr viel gemacht. Wir sind essen gegangen, haben ein wenig die Umgebung und die Stadt kennengelernt und ich habe gehofft, dass ich keiner Vogelspinge oder keinem Skorpion begegne, da einer der Töchter von Frau Sadura mit zwei Skorpionen ankam und meinte mir sagen zu müssen, dass nicht selten Skorpione oder Vogelspingen zu sehen sind.

Das Kinderdorf des Ordens SMMP in Bolivien. Foto: Ciociola
Das Kinderdorf des Ordens SMMP in Bolivien. Foto: Ciociola

Samstagmorgen haben wir den Kindern dann geholfen den Dachboden zu dekorieren. Abends wurden die 15. Geburtstage der jungen Frauen der Aldea gefeiert. In Bolivien ist der 15. Geburtstag eines Mädchen ein ganz besonderer Geburtstag, denn mit 15 wird man in hier zu einer Frau, sprich man darf dann heiraten und Kinder kriegen.

Danach wollte ich dann unbedingt ein Foto mit allen 150 Kindern machen. Zwar war es recht kompliziert allen Gruppen Bescheid zu geben, dass ich ein Foto machen möchte, aber es hat erstaunlicherweise geklappt. Dieses Foto möchte ich wenn ich wieder in Deutschland bin einrahmen und in meiner alten Schule aufhängen lassen.

Nachmittags ging es dann zum „Cristo de la Concordia“, einer 34 Meter hohen Christusstatue. Wenn man in Cochabamba ist, darf ein Besuch beim „Cristo“ nicht fehlen. Also haben wir uns mit dem Taxi auf dem Weg gemacht. Um zum Cristo zu gelangen, der auf einem Berg ist, kann man entweder mit der Gondel hochfahren, oder zu Fuß hochgehen, Da wir schon spät dran waren, sind wir mit der Gondel hochgefahren. Oben angekommen, konnte man dann sogar in den Cristo hineingehen und Treppen hochlaufen, damit man anschließend aus kleinen Fenstern, die im Cristo eingebaut sind, die Aussicht genießen kann.
Den Abend haben wir dann auf der Geburtstagsfeier verbracht. Die Mädchen, die fünfzehn geworden sind, haben den Abend mit einem Walzer eröffnet und anschließend wurde viel getanzt und gegessen.

Sonntagmorgen gingen wir noch schnell auf den riesigen Markt, wo es wirklich alles gab. Danach ging es auch schon wieder Richtung Flughafen und mein Wochenende in Cochabamba war schneller vorbei als mir recht war. Einerseits freute ich mich wieder auf das warme Klima und auf das wunderschöne Tarija, andererseits hätte ich gerne noch ein paar Tage dort verbracht um Cochabamba und auch die Kinder der Aldea besser kennenzulernen.

Kurz bevor ich mich auf den Weg Richtung Flughafen gemacht habe, wurde mir in der Aldea noch ein Zimmer gezeigt, in dem Erinnerungen aus Menden aufbewahrt werden. An der Wand hängen eine große Deutschlandfahne mit allen Unterschriften der damaligen Schüler des Placida-Viel-Berufskollegs und ein Bild über Menden.
Am Tag zuvor haben sich die Kinder und Erzieher mit einem großen und lauten Applaus stellvertretend bei mir bedankt, als sie erfuhren, dass ich „Schüler von der Schule bin, weswegen sie unter anderem einen großen Gefrierschrank, einen Sportlehrer und viel mehr besitzen“.

Zusammengefasst hatte ich ein wirklich sehr erlebnisreiches, tolles Wochenende. Ich bin froh, dass ich die „Cristo Niño Aldea Rey“ nach drei Jahren endlich mal kennenlernen durfte. Mein Fazit des Wochenende lautet somit: Ich werde bald wiederkommen!