Das alljährliche Gedenken an die Schul-Namenspatronin, die selige Placida Viel, fand am Freitag in Form eines sehr bewegenden Gottesdienstes statt.
In der Kapelle im Walburgisgymnasium nahmen die Organisatorinnen Anne Junker und Dorothea Pietrzak (Schulseelsorge) sowie Irina Rebbe (Schulsozialarbeit) Bezug zum „Tag gegen Rechts“ im November.
Zunächst erinnerten Schülerinnen und Schüler der Kinderpfleger-Oberstufe an das Leben von Schwester Placida, die die zweite Generaloberin der „Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel“, des Schulträgers, gewesen war. Geboren wurde sie 1815 in Frankreich. Unter ihrer Führung gründete der Orden auch in Deutschland Häuser. Placida Viel starb 1877. Ihr Gedenktag ist der 4. März, 1951 wurde sie seliggesprochen. Sie lebte schlicht und selbstlos und wirkte mit vorurteilsfreien Güte dem Hass entgegen: „Liebe macht erfinderisch, weil sie den Anderen mit den Augen Gottes sehen lehrt.“
Dies passt zur Ausrichtung des nach ihr benannten Berufskollegs in Menden, das seit dem Jahr 2012 eine „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ ist und sich in vielen Aktionen und Projekten gegen Rechtsradikalismus einsetzt. So zuletzt im November 2013, als der kürzlich verstorbene jüdische Holocaust-Zeitzeuge Charly Kipper zu Gast war und Schülerinnen und Schüler der Unterstufen fiktive Lebensläufe von verfolgten und ermordeten Mendenern schrieben.
Durch diese Lebensgeschichten wurde den jungen Menschen ein persönlicher Zugang zu der Schreckenszeit eröffnet. Dies funktionierte, die Geschichten gerieten so gut, dass Irina Rebbe sie zu einem Buch zusammenfasste, das demnächst in der Schule ausliegen wird. Sichtlich bewegt und stolz auf ihre Schülerschaft berichtete sie davon im Gottesdienst.
Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses der AHR 12 und 13 unter der Leitung von Verena Fiebig hatten sich die Geschichten wiederum zur Vorlage von verschiedenen Präsentationen wie Texte oder ein lebendes Bild genommen. Äußerst unter die Haut ging ein Kurzfilm, der die letzte Lebensstation einer Mendener Familie beschrieb – das KZ Theresenstadt. Einigen Gottesdienstbesuchern standen Tränen in den Augen.
Der Appell am Ende des Gottesdienstes war dann eine Selbstverständlichkeit: aufmerksam und herzlich gegenüber anderen Menschen sein – damit so etwas nie wieder passiert. Ganz im Geist von Schwester Placida Viel.
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