Placida-Viel-Berufskolleg

Menschen achten, stärken und qualifizieren

„Ohne dich“ – Zeit für Trauer

Bei der Gedenkandacht wurden Kerzen für liebe Menschen entzündet. Foto: SMMP/Hofbauer
Bei der Gedenkandacht wurden Kerzen für liebe Menschen entzündet. Foto: SMMP/Hofbauer

Stilles Gedenken in der Gemeinschaft, den Gefühlen Raum und Zeit geben – unter dem Titel „Ohne dich“ fand jetzt zum ersten Mal in dieser Form eine Gedenkandacht am Placida-Viel-Berufskolleg statt.

„Das ging tief in die Seele“, sagte FHR-11c-Schüler Vynesh Kumar später. „Es war sehr bewegend“, stimmte Klassenkamerad Robin Poelmann zu. „Berührend“, war das Wort, das Alina Hahn (Ki-U) fand. „Es ist toll, den Tod auch mal mit etwas Positivem zu verbinden, nämlich mit schönen Erinnerungen“, fasste es Stephan Senga (KI-O) zusammen.

Schulseelsorgerin Anne Junker und Schulsozialarbeiterin Irina Rebbe hatten sich viel Mühe gegeben, um in der so genannten „stillen Jahreszeit“ das schwierige Tabu-Thema Tod in die Schule zu holen – schließlich ist jeder davon in irgendeiner Weise betroffen, egal, ob das geliebte Haustier oder die Großmutter betrauert wird.

Tränen aus Papier, Karten mit tröstenden Worten. Foto: SMMP/Hofbauer
Tränen aus Papier, Karten mit tröstenden Worten. Foto: SMMP/Hofbauer

„Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, einem lieben Menschen zu gedenken, den Sie durch Tod oder andere Umstände verloren haben“, erklärten die beiden die Intention der Veranstaltung in der Kapelle des Walburgisgymnasiums, zu der sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler angemeldet hatten. Jedoch: Spontan kamen noch sehr viele hinzu, teilweise hatten sie sich vorher nicht getraut, sich anzumelden, und wurden durch das Beispiel anderer motiviert. Wer teilnehmen wollte, war für die Zeit vom Unterricht befreit.

Der Schulchor (Jana von der Linde, Teresa Pflogsch, Selina Schankweiler, Sabrina Bitter und Deborah Lehmann) stimmte unter der Leitung von Irina Rebbe die etwa 80 Anwesenden wunderbar musikalisch ein, Irina Rebbe und Anne Junker sprachen Texte nicht vom Altarraum aus, sondern von ihren Sitzen inmitten der Schülerschaft. Zwischendurch gab es immer wieder stille Momente – keine bedrückende Stille, sondern eine Stille, die Möglichkeiten offerierte und Hoffnung ausdrückte. Tränen waren nicht beschämend, sondern befreiend, und sie flossen in der Atmosphäre der Gemeinschaft ganz natürlich. Still namen sich Freunde in den Arm, wurden Hände in den Sitzreihen gedrückt. Auch bei den Fürbitten hielten sich alle an den Händen. Auf Tränen aus Papier schrieben die Anwesenden, was sie traurig macht, und sammelten diese in einem Glas vor dem Altar: „Sammle meine Tränen, Gott, in deinem Krug und keine geht verloren“, hieß es frei nach Psalm 56.

Die Teelichter durften mitgenommen werden. Foto: SMMP/Hofbauer
Die Teelichter durften mitgenommen werden. Foto: SMMP/Hofbauer

Und so waren die Gedanken des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer auch plötzlich gut verständlich: „“Es gibt nichts, was die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten. (…) Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennnung. (…) Dennoch kann es ein großer Trost sein, wenn die Lücke unausgefüllt bleibt, da man so das vergangene Schöne wie ein kostbares Geschenk in sich trägt.“

Im Vorfeld waren Karten mit Namen von lieben Menschen, die man verloren hatte, beschriftet worden. Diese Namen wurden nun verlesen und für jeden ein Teelicht entzündet, das vor den Altar gestellt wurde. Viele der unangemeldet erschienenen Schülerinnen und Schüler zündeten weitere bereit gestellte Teelichter an – es gab jede Menge Raum, Zeit und Teelichter. Irina Rebbe begleitete das Ganze musikalisch am Klavier und mit einer anrührenden Gesangseinlage.

Am Ende luden Anne Junker und Irina Rebbe zum Bleiben ein, zum Mitnehmen der Gedichte und des Bonhoeffer-Spruchs auf Karten. Viele ließen die Andacht in der Kapelle oder auf dem Schulgelände auf sich wirken.