Placida-Viel-Berufskolleg

Menschen achten, stärken und qualifizieren

Kirche und Moschee müssen Zeitgeist treffen

Besuch im Religionsunterricht. Foto: SMMP
Besuch im Religionsunterricht. Foto: SMMP

Die Schülerinnen und Schüler der FHR 02 bekamen kürzlich im Religionsunterricht Besuch von dem muslimischen Religionslehrer (Hodscha) Ismail Kilic und Pastor i. R. Alwin Linnenbrink.

Die Schüler und ihre Gäste stellten dabei fest, dass sich der Gottesdienst sowohl in der Kirche als auch in der Moschee verändern muss, damit mehr Jugendliche wieder Spaß an dem Gottesdienst haben.

Im Religionsunterricht hatte sich die FHR O2 mit dem Thema „Um zu glauben, brauche ich mehr als mich selbst“ auseinander gesetzt. Eingebettet wurde das Thema in die Unterrichtsreihe „Kirche“. In einem Austausch im Unterricht kristallisierten sich vier Positionen heraus. Entsprechend der Sichtweise positionierten sich die Lernenden:

    1. Gott ja – Kirche ja
    2. Gott ja – Kirche muss sich verändern
    3. Gott ja – Kirche nein
    4. Gott nein – Kirche nein

Die unterrichtliche Auseinandersetzung mit den Positionen führte zu wichtigen Erkenntnissen. So stellten die Lernenden fest, dass eine ablehnende Haltung gegenüber der Kirche/Moschee unterschiedliche Gründe haben kam. Einerseits können schlechte Erfahrungen in Bezug auf den Gottesdienst und andererseits auch die fehlende religiöse Erziehung mögliche Gründe darstellen. Aber auch die fehlende Zeit und eine andere Prioritätensetzung können dafür verantwortlich gemacht werden.

Des Weiteren wurde im Unterricht auch deutlich, dass viele Schülerinnen und Schüler Gott in Ihrem Leben einen Stellenwert zuschreiben. Einige glauben zwar an Gott, sind jedoch der Meinung, dass ein Kirchenbesuch nicht unbedingt in einem Zusammenhang stehen muss. Andere Schülerinnen und Schüler wiederum finden, dass gerade zum Glauben an Gott der Kirchenbesuch in einem engen Zusammenhang stehen muss. Oliver Guzowski beschrieb es folgendermaßen “In der Kirche kann ich Gott nahe sein. Ich kann ihn anrufen, so wie ich auch meinen Freund per Handy anrufe.“ Viele Lernende haben angemerkt, „Wir würden gerne öfter in die Kirche gehen, wenn es nur nicht so langweilig sein würde“. In diesem Zusammenhang entwickelten sie viele Ideen für eine attraktivere Gestaltung des Gottesdienstes.

Um diese Anregungen weiterzugeben und auch daraus resultierende Fragen stellen zu können, wünschten sich die jungen Leute ein konstruktives Gespräch mit einem Vertreter des Christentums und Islams. Der Wunsch nach einem Vertreter des Islams wurde dadurch verstärkt, dass im Klassenverband auch eine muslimische Schülerin vertreten ist.

Um den Wünschen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können, hatte die Fachlehrerin den Pastor Linnennbrink und Hodscha Kilic spontan informiert und zu einem Gesprächskreis eingeladen. Pastor Linnenbrink und Hodscha Kilic haben sich sehr über die Einladung gefreut und diese dankend angenommen. Der Gesprächskreis wurde inhaltlich von den Schülern vorbereitet und strukturiert. Zusätzlich wählte die Klasse drei Moderatoren (Oliver Guzowski, Bianca Rohrbach, Laura Wieczorek) aus.

Die Konversation mit Pastor Linnenbrink und Hodscha Kilic führten zu wichtigen Erkenntnissen. Pastor Linnenbrink und der Hoja Kilic merkten an, dass sich die Kirche/Moschee unbedingt verändern und mit der Zeit gehen müsse. So Hodscha Kilic „Letztes Jahr war das Samsung 3 in Mode, jetzt ist es das Samsung 4“. Sowohl Hodscha Kilic als auch Pastor Linnenbrink vertreten die Sichtweise, dass die Kirche/Moschee den Zeitgeist der jungen Menschen ernst nehmen müsse, um sich nicht ihr eigenes Grab zu schaufeln. Die Ideen der Schülerinnen und Schüler bezogen sich darauf, dass unterschiedliche Instrumente eingesetzt, andere Orte aufgesucht werden können, um den Gottesdienst abzuhalten und insbesondere Themen einbezogen werden, die die Jugendlichen interessieren. Eine große Offenheit gegenüber den Anregungen und konkreten Vorschlägen konnte bei beiden Vertretern festgestellt werden. Pastor Linnenbrink und Hodscha Kilic waren sich einig, „wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir die Jugendlichen ernst nehmen und sie dort abholen, wo sie stehen“.

Die Schülerinnen und Schüler der FHR O2 waren überrascht über die Offenheit der Besucher. Ihnen hat es Spaß gemacht, sich konstruktiv mit ihren Wünschen und Fragen an Pastor Linnenbrink und Hodscha Kilic zu wenden und stellten fest: „Wir hätten noch so viele Fragen, aber leider drängt die Zeit.“ Die Fachlehrerin, Dorothea Pietrzak, hat sich über die Bereitschaft der Lernenden sehr gefreut und wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal einen Gesprächskreis mit ihnen organisiert haben.